Kalzium im Sorptionskomplex

Eine ideale Bodenstruktur weist 45% Mineralien, 5% Humus und 50% Porenvolumen, gefüllt mit Luft und Wasser, auf. Verantwortlich für diese Struktur sind hauptsächlich die Anteile an Kalzium und Magnesium innerhalb der Basensättigung im Boden. Die Summe der Kalzium und Magnesium Kationen sollte bei 80% des Kationenhaushaltes liegen.

Aber erst ein ausgewogenes Kalzium - Magnesium Verhältnis innerhalb dieser 80% schafft ein günstiges Umfeld für Bakterien und Pilze im Boden. Erst dann werden organische Bestandteile im Boden effektiv abgebaut und damit die von den Pflanzen benötigten Nährstoffe freigesetzt. Ist dieses Verhältnis aus dem Gleichgewicht geraten, laufen die Abbauprozesse des im Boden befindlichen, organischen Materials nicht wie gewünscht. Es bilden sich Alkohole und Formaldehyd, die einerseits die im Boden befindlichen Bakterien inaktivieren und andererseits das organische Material konservieren und nicht verrotten lassen.

Die Nachlieferung von Nährstoffen wie Stickstoff, Phosphor oder Kalium aus dem Boden ist bei zu geringem Kalzium Anteil reduziert und macht höhere Dünger Gaben erforderlich. Zudem wird durch fehlende Poren im Boden die Wasser und CO2 Zufuhr eingeschränkt, was die Rahmenbedingungen für gutes Wachstum beschneidet.

Der pH-Wert des Bodens

Der pH-Wert des Bodens ergibt sich aus den Anteilen an Kalzium, Magnesium, Kalium und Natrium im Boden. Die einzelnen Nährstoffe beeinflussen den pH-Wert dabei in unterschiedlicher Weise. Die identische Menge Magnesium z.B. steigert, im Vergleich zu Kalzium, den pH-Wert um das 1,67-fache. Demnach wird der pH-Wert angehoben, wenn man Kalzium durch Magnesium ersetzt. Tauscht man Magnesium durch Kalzium, wird der pH-Wert gesenkt. Ähnlich verhält es sich mit den anderen Kationen im Boden, wobei Natrium den pH-Wert am stärksten beeinflusst. Diese Wechselwirkungen können dazu führen, dass die Nährstoffverhältnisse bei einem vermeintlich guten pH-Wert (6 - 6,5 auf Wasserbasis gemessen) trotzdem aus den Fugen geraten sind.

Der pH-Wert alleine verliert damit seine Aussagekraft und ist nur wertvoll, wenn man auch alle Anteile der einzelnen, am pH-Wert maßgeblich beteiligten Kationen kennt.

Kalzium spielt dabei eine große Rolle, da sein Anteil im Sorptionskomplex am größten ist. Idealerweise sollte der Kalziumanteil bei 68% liegen. Kleinere Schwankungen ergeben sich durch die Kationenaustauschkapazität. Ein Boden mit einer hohen KAK darf mehr Kalzium, ein Boden mit kleiner KAK sollte weniger Kalzium, zugunsten von Magnesium aufweisen. Die Sollwerte für Kalzium liegen dabei, je nach Bodenbeschaffenheit zwischen 60 und 70% der Gesamtmenge der Kationen.

Zusammen mit Magnesium sollte der Wert von 80% an der Gesamtmenge der Kationen aber nicht überschritten werden. Die restlichen 20% der Kationen verteilen sich auf Kalium (2 - 7,5%), Natrium (0,5 - 3%) und Wasserstoff (10 - 15%). Wasserstoff (H+) ist zwar ein Kation, ist aber nicht Bestandteil einer Lauge, sondern einer Säure. Sein Wert beschreibt also die Menge der versauernden Stoffe im Boden. Je höher sein Wert, umso niedriger ist der pH-Wert.

WICHTIG! Um den pH-Wert zu heben, sollte man genau wissen, welche der Kationen im Mangel und welche im Überschuss sind. Ist z.B. Kalzium im Sorptionskomplex im Überschuss, kann eine Kalkung mit Ca-Kalk zwar den pH-Wert heben, sie verstärkt aber auch das Kalzium Ungleichgewicht im Sorptionskomplex. Magnesium oder Kalium wird noch stärker fixiert.

Hohe Kalziumanteile (größer 85%) legen Phosphor und Eisen fest und können Magnesium, Kalium, Bor, Zink und Kupfer binden. Senkt man den Kalzium Anteil wieder auf unter 80% nimmt die Nährstoffverfügbarkeit spürbar zu.

Gleichzeitig wird durch viel Kalzium die Stickstoffverfügbarkeit erhöht. Dies führt zu schnell wachsenden, sattgründen Pflanzen, die aber aufgrund von Mikronährstoffmangel oft dünne, instabile Halme aufweisen.

Kalzium Anteile senken oder anheben

Wie beschrieben, kann ein zu hoher Kalzium Anteil mannigfaltige negative Auswirkungen haben und sollte korrigiert werden. Wie die Korrektur vorzunehmen ist, ergibt sich aus der Empfehlung des Ergebnisses der Bodenuntersuchung.

Kalzium darf dabei nicht als einzelner Nährstoff betrachtet werden, sondern immer im Zusammenspiel mit Magnesium und gegebenenfalls auch mit den Anteilen von Kalium und Natrium im Sorptionskomplex. Je nach Ausprägung des Gesamtkomplexes, der auch den pH-Werte bestimmt, können die Empfehlungen sehr unterschiedlich ausfallen.

Das Anheben der Kalzium Anteile ist dabei sehr einfach umzusetzen, das Absenken ist in der Regel kompliziert, langwierig und relativ aufwendig. Der Aufwand wird belohnt mit spürbar steigender Nährstoffnachlieferung, höheren Erträgen, wachsender Trockenheitsresistenz und weniger Unkraut- und Schädlingsdruck.